Wolfram Dejaco
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Der berufene Feldenkrais-Pädagoge

Wolfram Dejaco, langjähriger Physiotherapeut und Feldenkrais-Pädagoge, erzählt von seiner ersten Begegnung mit der Feldenkrais-Methode und von einem unvergesslichen Erlebnis, das ihn zu einem überzeugten Feldenkrais-“Practitioner“ werden ließ.

Es dürfte ungefähr 30 Jahre her sein. Ich stieß damals immer wieder auf Erzählungen von Kollegen und anderen am Gesundheitsbetrieb interessierten Menschen, die begeistert von Moshé Feldenkrais berichteten. Einem kleinen Herrn mit schlohweißem Haar, von rundlicher Statur, mit verschmitztem Gesicht – dem Ruf nach ein respektloser Geselle, aber zugleich sehr einfühlsam. Die Geschichten, die sich um ihn ranken, mögen zum Teil übertrieben und zum Teil erfunden sein, aber da war etwas, das mich neugierig machte. So begann ich nach Literatur zu forschen und wurde bald fündig. Der Titel des ersten Buches von Moshé Feldenkrais, das ich erstand, lautete „Bewusstheit durch Bewegung“. Die Sprache war zwar etwas eigenartig und altmodisch, was wohl an der Übersetzung gelegen haben mag, die Art aber, wie Feldenkrais lehrte, Bewegungsabläufe zu optimieren, faszinierte mich sofort. In Folge besorgte ich mir seine weiteren Werke, und bald dämmerte mir, dass es sich hierbei nicht um eine einfache Bewegungsmethode handelte, sondern um Lernen schlechthin: Feldenkrais benützt Bewegung als Mittel zum Lernen.

Organisches Lernen.
Bewegung als Mittel zum Lernen – wie funktioniert das? Wir bewegen uns doch alle – warum lernen wir dann nicht wie selbstverständlich, uns auf bestmögliche Art und Weise zu bewegen? Bewegung ist eine grundlegende Eigenschaft des Lebens. Unsere ersten angeborenen Bewegungen wie zum Beispiel das Kopfdrehen, Saugen und Schlucken sind unser erster Schritt zur Orientierung im Raum. Bald experimentieren wir mit Händen und Füßen und entwickeln sprichwörtlich Schritt für Schritt den aufrechten Gang. Der Weg dahin führt über ein kontinuierliches, intuitives Versuchen. Diesen eigenständigen Drang zum Lernen nennt Feldenkrais organisches Lernen.

Erste praktische Erfahrung.
Bald darauf hatte ich Gelegenheit, meine erste praktische Erfahrung nach Feldenkrais zu machen. In einer typischen „Bewusstheit durch Bewegung“-Stunde, die immer in der Gruppe stattfindet, befinden sich die Teilnehmer in Rückenlage, Bauchlage, Seitenlage, im Sitzen oder im Stehen. Gemäß den Anleitungen des Feldenkrais-Lehrers führen sie mit möglichst großer Aufmerksamkeit Bewegungen aus, die sie hinsichtlich Kraft, Rhythmus und Bewegungsumfang eigenständig minimal variieren können. Dies hält die Aufmerksamkeit, verbessert die Sensibilität für Bewegung und normalisiert die Muskelspannung. Feine Unterschiede werden kontinuierlich klarer wahrgenommen. „Mir sind von dieser ersten Begegnung keine bestimmten Bewegungsabläufe im Gedächtnis geblieben, aber es war beeindruckend zu spüren, wie Bewegung, zusammen mit aufmerksamem und bewusstem Beobachten und stetem Hinterfragen dessen, was man macht, zum Erlebnis werden kann. Bewegung hatte mir schon immer Spaß gemacht. Als Jugendlicher war Sport angesagt und später dann das Wandern im Gebirge. Nach dieser Feldenkrais-Stunde aber hatten meine Bewegungen eine ganz andere Qualität. Sie waren weicher geworden, flexibler angesichts einer neuen, weitaus größeren Auswahl an Bewegungsmöglichkeiten. Mit der Zeit habe ich an mir selbst erfahren, was Moshé Feldenkrais mit Aussagen wie „...ich möchte, dass ihr bewegliche Gehirne bekommt, nicht bewegliche Körper“ eigentlich bezwecken wollte. Neben dem körperlichen Vorteil, den man aus dieser Bewegungsarbeit gewinnen kann, geht es vor allem um den Erhalt der Plastizität des Gehirns. Die Fähigkeit, geistig beweglich zu bleiben, ist sein größtes Anliegen.

Neue Berufung.
Nach dieser ersten Begegnung mit der Feldenkrais-Methode war mein Entschluss gefasst: Die Ausbildung zum Feldenkrais-Lehrer war mein nächstes Ziel. Ein halbes Jahr später stand ich am Anfang der Ausbildung, und damit begann ein neues Abenteuer. Ja, ein Abenteuer, denn ich war überzeugt gewesen, beweglich zu sein, um dann festzustellen, dass ich mich in festgefahrenen Bahnen und stark eingeschränktem Maße bewegt hatte – in einem winzigen Teil dessen, was mir tatsächlich zur Verfügung stehen könnte. Denn es ist nicht das Ausmaß der Bewegung, das zählt, es sind die Kombinationsmöglichkeiten, die meine Spielräume erweitern. Zur Erfahrung „Bewusstheit durch Bewegung“ in Gruppenarbeit gesellte sich bald auch die Funktionale Integration, also die individuelle Arbeit. Manche würden es vielleicht Behandlung nennen, ist es aber nicht. Funktionale Integration ist ein non-verbaler Dialog zwischen Feldenkrais-Lehrer und „Schüler“, bei dem beide auf derselben Ebene kommunizieren. Beobachtung, Druck auf Gelenke und Muskeln, Zugkraft und die passive Bewegung von Körperteilen sind Elemente, die dem Feldenkrais-Lehrer vermitteln, wie gut die Verbindungen der einzelnen Körperteile untereinander sind. Gleichzeitig geben sie dem Schüler über bewusste und mehr noch unbewusste Wahrnehmung die Möglichkeit, seine Potenziale wiederzuentdecken.

Körperorientierte Wahrnehmung.
Eines der vielen am eigenen Körper erfahrenen Erlebnisse der Funktionalen Integration ist mir besonders eindrücklich in Erinnerung geblieben: Ich lag auf der Seite, und die Feldenkrais- Lehrerin begann an meiner Wirbelsäule zu arbeiten, mit kaum wahrnehmbarem Druck und an jedem einzelnen Wirbel. Anschließend hob sie jeden Wirbel einzeln an seiner Unterseite minimal hoch – eine Bewegung, die von außen kaum zu sehen ist. Nachdem sie fertig war, sollte ich mich auf den Rücken legen und meinen Körper bewusst wahrnehmen. Nach einigen Sekunden begann sich langsam ein eigenartiger Unterschied zwischen den beiden Körperhälften herauszukristallisieren. Die bearbeitete Körperseite fühlte sich nicht nur viel entspannter an, sondern auch flacher, breiter und wärmer, ganz so, als ob sich zwischen beiden Körperhälften eine Stufe befände. Arm und Bein derselben Seite waren genauso entspannt. Dann wiederholte sie alles auf der anderen Seite. Anschließend drehte ich mich erneut auf den Rücken, und meine Körpersymmetrie war wieder zurück. Noch nie war ich so entspannt und flach gelegen. Als ich schließlich wieder aufstehen und ein paar Schritte gehen sollte, erwartete mich die eigentliche Überraschung: Zur lockeren Wirbelsäule kam eine außerordentlich deutliche Wahrnehmung der Hüftgelenke dazu. Das Gehen fühlte sich unvergleichlich leicht und locker an. Ich war vollkommen erstaunt und begeistert. Solche Veränderungen mit der Feldenkrais-Methode sind natürlich individuell verschieden und können von wenigen Minuten bis zu Tagen andauern. Sie zeigen, wie tiefgreifend auch die kleinste Bewegung wirken kann, und beweisen, wie schnell sich gewohnte Muskelspannungen und -verspannungen lösen können.

 

So einfach ist "Nackenlockern"

Sitzen. Nehmen Sie eine aufrechte Haltung ein. Legen sie die Handinnenflächen locker auf die Ohren so dass die Finger nach hinten schauen. Legen sie den Zeige- und den Mittelfinger ohne Druck unter dem Kopf auf die Nackenmuskeln. Bleiben sie in dieser Stellung. Bewegen Sie nun das Becken langsam vor und zurück. Lassen sie dabei den Blick waagrecht. Der Rumpf wird im Wechsel rund und aufrecht. Beobachten sie mit den Fingern, wie die Spannung der Nackenmuskeln zu- und abnimmt.

So einfach ist "Nackenlockern"